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Je mehr ich über meine CU lerne, desto mehr lerne ich über mich.

Luc H.

CU-Patient seit 8 Jahren*

Colitis ulcerosa (CU) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung deines Dickdarms, die dich dein ganzes Leben begleiten wird. Sie ist derzeit zwar nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln. Es ist wichtig, gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin eine geeignete Therapie zu finden. Dadurch kann der Erkrankung gezielt entgegengewirkt werden und das Risiko für Spätfolgen vermindert sich deutlich.

 

Du bist nicht allein.

In der westlichen Welt ist die Häufigkeit der Colitis ulcerosa am höchsten. Sie beträgt zwischen 286 und 505 Erkrankten pro 100.000 Einwohner:innen. Meist zeigt sich die Erkrankung erstmals in einem Alter zwischen 25 und 35 Jahren, doch auch Kinder und Senior:innen können erkranken. In Deutschland gibt es rund 350.000 Menschen mit CU. Das heißt: In einer Kleinstadt mit 10.000 Einwohner:innen leben vermutlich im Durchschnitt ca. 45 CU-Betroffene.

 

Was passiert bei CU in meinem Darm?

CU verursacht Geschwüre (lat. „ulcera“) in der oberen Schleimhautschicht deines Dickdarms (lat. „colon“). Der Name der Krankheit setzt sich also zusammen aus „entzündeter Dickdarm“ (Colitis) und „geschwürig“ (ulcerosa).

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Der Dickdarm macht den Unterschied.

Andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie z. B. Morbus Crohn können den gesamten Verdauungstrakt befallen.

CU setzt sich selbst Grenzen.

Die Entzündung beginnt am Enddarm und kann sich kontinuierlich im Dickdarm ausbreiten – ob überhaupt und wie weit, das ist bei allen Betroffenen anders. Dennoch gibt es auch Gemeinsamkeiten: So entzünden sich nur Teile des Dickdarms oder maximal der Übergang zum Dünndarm. Das ist auch der große Unterschied zu anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn, bei dem der gesamte Magen-Darm-Trakt befallen sein kann.

Wie gefährlich sind die Geschwüre?

Ein Geschwür ist per se nicht bösartig, kann sich aber bei lang anhaltender Entzündung verändern. Dadurch entstehen Pseudopolypen, Polypen, Fisteln und Einengungen. Bei langer Krankheitsdauer erhöht sich die Gefahr, dass aus diesem veränderten Gewebe Krebs wird. Daher ist es wichtig, die Entzündung dauerhaft in den Griff zu bekommen und dass du dich regelmäßig untersuchen lässt.

 

Das sind die typischen CU-Symptome:

  • Häufige, blutig-schleimige Durchfälle
  • Bauchschmerzen im linken Unterbauch
  • Ständiger Stuhldrang
  • Fieber
  • Allgemeine körperliche Schwäche

 

Woher kommen die Durchfälle?

Die Erreger, die über deine geschädigte Darmschleimhaut eindringen, schädigen auch das darunterliegende Gewebe. Es kommt zur Verdickung, Vernarbung und Geschwürbildung der Schleimhaut, die an dieser Stelle nicht mehr richtig funktioniert. Dort kann sie kein Wasser mehr zurückgewinnen und deshalb entstehen die Durchfälle.

Es gibt auch Beschwerden außerhalb des Darms.

Bei CU denkst du wahrscheinlich als Erstes an den Darm. Es können allerdings auch an weiteren Stellen deines Körpers Symptome auftreten – die sogenannten extraintestinalen Manifestationen:

Augenentzündungen

Es kann sein, dass sich deine Augen entzünden. Das merkst du daran, dass sie gerötet sind, tränen und wehtun. Es kann auch passieren, dass du unscharf siehst oder deine Augen empfindlicher auf Licht reagieren. Wenn du solche Beschwerden hast, solltest du umgehend zur Augenärztin oder zum Augenarzt gehen.

Entzündungen der Haut

Bei der CU kann sich auch deine Haut entzünden. Dabei bilden sich kleine Geschwüre, Vereiterungen oder rotviolette Knötchen, die auf Druck schmerzen. Diese Knötchen betreffen etwa jede:n fünfte:n CU-Betroffene:n und treten vor allem am Schienbein auf.

Verringerung der Knochendichte

Wenn CU lange mit Steroiden behandelt wird, kann das deine Knochendichte reduzieren. In der Folge steigt für dich das Risiko für Knochenbrüche. Bei Verdacht wird deine Ärztin oder dein Arzt regelmäßig deine Knochendichte messen und ggf. eine Therapie zur Stärkung deiner Knochen einleiten.

Entzündungen, Schwellungen und Schmerzen an Gelenken

Es können deine Wirbelsäule sowie die Gelenke der Arme und Beine betroffen sein. Wenn das der Fall ist, sprich am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt und lass dich an eine rheumatologische Praxis überweisen.

Entzündung an den Gallenwegen

Bei weniger als 10 % der CU-Patient:innen entstehen entzündliche Veränderungen an den Gallenwegen. Das kann Fieber, Oberbauchschmerzen, Juckreiz und eine Gelbfärbung der Haut verursachen. Zur Abklärung wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Bei unklarem Befund können andere bildgebende Techniken wie die Magnetresonanztomografie oder eine Endoskopie zum Einsatz kommen.

Wenn das Immunsystem die Falschen angreift.

Mittlerweile hat die Forschung herausgefunden, dass CU eine Autoimmunerkrankung ist. Dein Immunsystem bekämpft also nicht nur Eindringlinge, sondern auch körpereigene Strukturen wie deine Darmzellen, sodass die wichtige Barrierefunktion gestört wird.

 

Die Barrierefunktion ist gestört.

Normalerweise klingt die Infektion wieder ab, wenn die Krankheitserreger durch dein Immunsystem unschädlich gemacht wurden. Bei der CU sind die Entzündungszellen, die für die Abwehrreaktion zuständig sind, fehlprogrammiert. Die fehlprogrammierten Immunzellen wandern vom Lymphknoten über das Blut in den Dickdarm und schütten verschiedene Entzündungsstoffe aus. Diese Stoffe sind verantwortlich für die CU-typischen Entzündungen, die deine Darmschleimhaut langfristig so schädigen können, dass sie ihre normale Funktion verliert und weniger Schleim produziert. Deine Schleimhautbarriere schützt die Darmzellen nicht mehr, Bakterien können eindringen und das Immunsystem reagiert übermäßig mit weiteren Entzündungen. Ein Teufelskreis, der deine Schleimhautbarriere immer weiter schwächt. Daher spricht man bei CU von einer Barrierefunktionsstörung.

Welche Funktion hat der Dickdarm?

Dein Dickdarm ist etwa 1 bis 1,5 Meter lang und die letzten 15 bis 20 Zentimeter nennt man Mastdarm oder Enddarm (Rektum). Er wird durch verschiedene Muskeln – unter anderem den Schließmuskel – nach außen abgeschlossen. Dick- und Mastdarm sind vor allem dafür verantwortlich, den nichtverdauten Darminhalt durch Wasserentzug einzudicken. Ist die normale Funktion deines Dickdarms gestört, wird der Darminhalt mit viel Wasser, also als Durchfall, ausgeschieden.

Die Ursachen sind bis heute unklar.

Warum es ausgerechnet dich treffen musste? Und: Hättest du CU verhindern können? Diese Fragen kann dir leider niemand so genau beantworten. Die Auslöser für CU sind bis heute nicht endgültig geklärt. Aber es gibt verschiedene Faktoren, die wahrscheinlich eine Rolle bei der Entstehung spielen.

Einerseits kommt CU in manchen Familien häufiger vor, was auf genetische Faktoren hinweist. Andererseits werden in der Fachwelt unsere hohen Hygienestandards als Umweltfaktor diskutiert. Denn CU tritt besonders in westlichen Industrieländern und Ländern mit westlichem Lebensstil auf.

Außerdem ist die Abwehrfunktion der Darmschleimhaut bei vielen Betroffenen schon vor dem ersten Ausbruch gestört, wodurch krank machende Keime und Bakterien leichter in den Körper eindringen können. So eine Störung kann z. B. durch zu viele Antibiotika in der Kindheit verursacht werden.

Die CU bleibt. Ein Schub kommt und geht.

Was die CU ebenfalls kennzeichnet, sind abwechselnde Krankheitsphasen mit Entzündungsschüben und symptomfreien Zeiten. Die Beschwerden treten also nicht permanent auf, sondern kommen und gehen. Es kann sein, dass du über viele Monate oder sogar Jahre gar keine Beschwerden hast. Genauso ist es aber auch möglich, dass die Erkrankung häufig aufflammt. In diesen Fällen können Medikamente oder auch Operationen nötig werden. Eine konsequente Einhaltung der passenden Therapie kann die Entzündungsaktivität in deinem Darm und Schübe unterdrücken.

Die Feinheiten bei der Diagnose.

Um die Diagnose CU zu stellen, muss sie von anderen, ähnlichen Erkrankungen unterschieden werden. Zum Beispiel können vergleichbare Symptome auch bei der Magen-Darm-Grippe, dem Reizdarmsyndrom und dem Morbus Crohn auftreten.

Wenn dein Arzt oder deine Ärztin den Verdacht auf CU hat, wird man dich zu einer gastroenterologischen Praxis überweisen. Dort steht eine Reihe von Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die Klarheit bringen können.

Befragung durch den Arzt oder die Ärztin

Zuerst wird der:die Gastroenterolog:in dich ausführlich zu deinen Beschwerden befragen, aber auch zu deinen Reisen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und zu Vorerkrankungen wie z. B. der Magen-Darm-Grippe. Er oder sie wird außerdem deinen Bauch abtasten und deinen restlichen Körper untersuchen – denn eine CU äußert sich nicht nur im Magen-Darm-Trakt.

Blutbild

Hier nimmt dir dein:e Gastroenterolog:in Blut ab und sucht mithilfe von sogenannten Entzündungsmarkern nach Hinweisen auf Entzündungen. Zusätzlich untersucht er oder sie deine Leberwerte, Nierenwerte und deinen Eisenhaushalt, um deinen Allgemeinzustand zu beurteilen.

Stuhluntersuchung

Um infektiöse Darmentzündungen auszuschließen, untersucht deine Ärztin bzw. dein Arzt eine Stuhlprobe auf die entsprechenden Erreger hin. Weitere Marker können außerdem auf eine erhöhte Entzündungsaktivität der Darmschleimhaut hinweisen. Wie diese regelmäßige Spurensuche genau vonstatten geht, erfährst du hier.

Ultraschall und MRT

Mittels hochauflösender Ultraschallaufnahmen deines Bauches kann ermittelt werden, wo sich die Entzündung genau befindet. Lässt sich die CU nicht eindeutig klassifizieren, wird zusätzlich ein MRT durchgeführt. Das ist diese Röhre, in die man hineingeschoben wird.

Darmspiegelung & Gewebeentnahme

Nach einer gründlichen Reinigung deines Darms wird deine gastroenterologische Praxis eine sogenannte Koloskopie durchführen. Sie ist die wichtigste Untersuchung, um eine CU zu diagnostizieren. Dabei führt dir der Arzt oder die Ärztin über den After einen flexiblen, schmalen Schlauch (ca. 1 Zentimeter Durchmesser) mit einer Minikamera in den Dickdarm bis zum beginnenden Dünndarm. Du wirst in einen schmerzfreien Dämmerschlaf versetzt und bekommst nichts davon mit. Auf diese Weise können z. B. Geschwüre in der Darmschleimhaut entdeckt werden. Zusätzlich wird im Zuge einer Darmspiegelung auch dein After abgetastet und untersucht.

Bei Bedarf kann dabei mithilfe winziger Werkzeuge am Schlauch auch Gewebe von der Darmschleimhaut entnommen werden, um es im Labor zu untersuchen. So kann die Ärztin bzw. der Arzt feststellen, ob du dich gerade in einer aktiven Schubphase befindest.

* Foto mit Model gestellt. Aussage fiktiv.